1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich, — D. Das Mitteldeutsche Gebirgslaud.
469
Wiesenreichtum der höheren Gebirgslagen geknüpft. Die Holzverarbeitung
besorgen Schneidemühlen, Holzstoff-, Papier- und Zündholzfabriken; bedeutend
ist auch der Holzhandel (Grubenhölzer). Die Gebirgsweiden ermöglichen eine
ausgedehnte, blühende Viehzucht, die Milch, Butter und Käse (Koppenkäse)
zum Versand bringt. Das Quarzgestein des Riesengebirges und des Glatzer
Gebirgskessels findet in zahlreichen Glashütten Verwendung; neben die Glas-
bereitnng tritt die Herstellung von Porzellan. Mancherorts liefern Sandstein-
brüche das Material für Mühlsteine, Stufen, Säuleu, Fenstereinfassungen, und
aus den Marmorsteinen des Gebirges werden Platten und Denkmäler gefertigt.
239. Queis-Talsperre bei Marklissa.
Unter den mancherlei Vorbeugungsmatzregeln gegen die Hochwasserverheerungen der Sudetenslüsse stehen die
Talsperren obenan. Sie fassen gewaltige Mengen Wasser, das sie beim plötzlichen Heranfluten aufstauen. Dadurch
schützen sie die abwärts gelegenen Talgründe vor Überschwemmung. Mit diesem Vorteil verbinden sie einen
zweiten: stetig geben sie von dem gesammelten Wasser zu Betriebszwecken und zur Erzeugung elektrischer Kraft ab.
Im Waldenburger Berglande sind über 20000 Menschen im Berg-
bau auf Steinkohlen beschäftigt. Der wichtigste Industriezweig des Schle-
fischen Gebirgslandes ist aber die Webindustrie. Der Flachsbau und die
gute Gelegenheit zur Anlage von Bleichen an den wiesenumsäumten Wasser-
länsen brachten schon vor Jahrhunderten am Fuße der Sudeten das Weber-
gewerbe zur Entstehung. Heute ist die Hausindustrie mehr und mehr dem
Maschinenbetrieb in Fabriken gewichen, denen das Wasser der Gebirgsflüsse
und die Kohlen des Waldenburger Mittelgebirges die Triebkraft liefern.
^>chlesische Leinwand ist seit alters berühmt. Zu der Leinwandweberei ge-
sellten sich die Woll- und Baumwollindustrie. Im Waldenburger Berg-
lande, in den Flußtälern des Eulengebirges und am Fuße des Riesengebirges
sind große, langstraßige Weberdörfer ungemein zahlreich Mild 240). Die
1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ortskunde- 51
Beim Dorfe Ste'mfeld liegt das größte altmärkische Hünengrab.
An der Elbe. Tangermünde (4)? Zuckerfabriken und -Raffinerien, Schiffbau,
Schiffahrt, Fischerei, Handel mit Getreide, Holz und Kohlen. Baudenkmäler:
Schloß, Rathaus und Stadttore, Stephanskirche.
Tangerhütte: Eisengießerei.
Dorf Buch: Stammsitz des treuen Ratgebers Ottos Iv. Weil Buch ehemals
ein Flecken war, hat es einen Roland.
Könnigde: Das Gut gehörte Joachim Hennigs von Treffenfeld. Er mar
ein kühner Feldherr des großen Kurfürsten (Fehrbeuin).
Arncburg (2), d. h. Adlerburg. Fabrik: Zucker. Schiffahrt. Handel mit
Getreide.
Nach einer Photographie von Hch. Uffrecht, Neuhaldensleben.
Arbeitsraum einer Töpferei in Neuhaloensleben.
Werben, d. h. Ort zwischen den Weiden, in der fruchtbaren Wische. Schiff-
fahrt. Getreidehandel. Baudenkmäler: St. Johanniskirche (Marienaltar, kostbarer
Abendmahlskelch, Glasmalereien).
An der Nhre. Caivörde (2).
Neuhaldensleben (11). Fabriken: Handschuhe, Stärke, Malzkaffee, Wagen,
Dampsmahl- und Sägemühlen. Wollspinnereien.
Am meisten sind die Töpfereien vertreten. Der besfere Ton wird aus
anderen Gegenden bezogen und auf dem Wasserwege und der Eisenbahn befördert.
Unser Bild führt uns in eine solche Töpferei. In dem Arbeitsranme sehen
wir an den Töpferscheiben, die durch Dampf getrieben werden, vier Töpfer, die
mit den^Formen von Tellern beschäftigt sind. Hinter den Töpfern stehen auf
kleinen tischen je zwei große Tonzylinder, die aus geschlämmtem und geknetetem
Tone geformt worden sind. Mittels eines dünnen Drahtes schneidet jeder von
4*
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
86
6. Die Provinz Schlesien
(731 Q.-M. und 511,000 Einwohner.)
gehört seit 1742 zu Preußen, und ist eine der bedeutendsten Provinzen durch
seine Fruchtbarkeit, seinen Berg- und Hüttenbau und seine Fabrikthätigkeit.
Besonders ergiebig ist das linke Oderrufer, welches ein großes, fast unun-
terbrochenes Weizenfeld ist. Der südliche Theil ist Gebirgsland; im Riesen-
gebirge sind an 3000 Bauden, eine Art Sennhütten mit Alpenwirthfchaft.
Schlesiens Leinwand, Glas und Tuch sind schon lange berühmt; die schle-
sische und sächsische Wolle wird jetzt der spanischen vorgezogen. Schlesien
wird in die Regierungsbezirke Breslau, Oppeln und Liegnitz eingetheilt.
a. Breslau, zu beiden Seiten der Oder, 165,000 E., Univ., Sitz eines
Fürstbischofs; bedeutende Fabriken und Wollmärkte. Bricg an der
Oder, 13,400 E. Schlachtorte sind Leuthen (1757) und Mollwitz
(1741). Glatz an der Reiße, 12,000 E. Festung. Das Fürsten-
thum Oels am rechten Oder-Ufer gehört der herzoglichen Familie von
Braunschweig.
b. Oppeln an der Oder 10,600 E. Die Oder wird schon bei Ratibor
(13,500 E.) schiffbar. Festungen Kosel und Neiße (19,000 E.) In
Oberschlesien ist bedeutender Bergbau, namentlich um Tarnowitz. Man
zählt 184 Steinkohlen- und 58 Galmeigruben im Distrikt. Unweit
Beuthen liegt die Königshütte, welche jährlich 8000 Centner Eisen und
15,000 Centner Zink liefert.
e. Liegnitz an der Katzbach, 20,000 E. Zwei Stunden davon die Ka-
detten-Schule Wahlstatt, wo 1241 die Tartaren siegten und 1813
„Fürst Blücher von der Wahlstatt" die Franzosen schlug. Glogau ist
eine Festung an der Oder, hat 18,000 E. Griiuberg baut noch Wein,
von welchem Friedrich der Gr. sagte: „Sehr gut! Wohl dem, der ihn nicht
zu kosten braucht." Bedeutende Gewerbthätigkeit haben Sagan, Bunzlau,
Hirsch-erg, Schmiede-erg, und besonders Görlitz, 32,000 E.
7. Die Provinz Westfalen
(367 Q.-M, u. 1,700,000 Einwohner)
gehört zu den Stromgebieten des Rheins, der Ems und der Weser, ist
in ihrem nördlichen Theile Tiefland, und wird im Süden von den
nordöstlichen Ausläufern und Höhenzügen des niederrheinischen Schieserge-
birges erfüllt, namentlich vom Haarstrang und Rothlager-Gebirge, sowie im
nordöstlichen Theil von Verästungen des Wesergebirgs. Die Bewohner ha-
den in ihren Sitten eine merkwürdige Zähigkeit und Vorliebe zum Alten
und Bestehenden. Die Landleute leben gern einzeln auf gesonderten Höfen;
die Hauptorte der Gemeinden umfassen meist nur Kirche, Schule, Krä-
mer und einige wenige Gehöfte. Gewöhnlich sind die Besitzungen mit
lebenden Hecken umzäunt. Die Westfalen sind im Ganzen gutmüthig, derb,
grade, arbeitsam und ausdauernd; ein eigenthümliches Schwarzbrot ist der
bekannte Pumpernickel. Der Ruf ihrer trefflichen Viehzucht ist weit über
die Grenzen des Landes gedrungen, und westfälische Schinken werden im
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
92
an der Ostsee fruchtbar und stark bewaldet. Die Hauptprodukte beider
Laudestheile sind Getreide, Obst, Hanf, Flachs, Torf und viele Fische. Die
Viehzucht steht auf hoher Stufe. Rindvieh wird in Menge nach England
ausgeführt.
Die Bewohner Holsteins sind Niedersachsen und reden sämmtlich deutsch,
die Schleswigs theils Deutsche (Angelsachsen), theils Dänen, theils Friesen.
Im Süden von Schleswig wird deutsch, im Norden dänisch gesprochen.
Beide Herzogthümer gehörten bis zum Jahre 1864 zum Königreich Däne-
mark, Holstein zugleich zum deutschen Bunde. Durch den Krieg von 1864
und 1865 wurden sie Dänemark genommen und von den Siegern, Preußen
und Oesterreich, verwaltet. In Folge des Krieges zwischen Oesterreich und
Preußen fielen beide Theile 1866 an Preußen.
1) Holstein. Altona an der Elbe, 53,000 E., ist durch die Ham-
burgische Vorstadt St. Pauli mit Hamburg selbst verbunden und
daher auch Freihandelsstadt. Im Jahre 1500 noch ein winziges
Fischerdorf, ist Altona jetzt eine der regsten Handelsstädte Deutsch-
lands, mit Zucker- und Seifensiedereien, Thranbrennereien, Kattun-
druckerei, starkem Härings- und Walsischsang. Kiel am Kieler
Hafen, dem schönsten der Ostsee, hat 18,800 E., eine Universität,
einige Fabriken, treibt etwas Handel und Schifffahrt. Rendsburg,
Festung an der Eider, 9500 E. Glückstadt an der Elbe, 5000 E.
2) Schleswig. Schleswig, 11,000 E., liegt um das Westende der
Schlei, einer langen, seichten Ostseebucht. Flensburg, 20,200
Einw., am gleichnamigen Hafen, ist eine wichtige nordische Han-
delsstadt. Hadersleben, 8300 E., liegt an einer Ostseebucht, inner-
halb dänischer Landumgebung, ist aber selbst fast gänzlich deutsch.
Auf der Insel Alsen liegt das durch die letzte Erstürmung der
Düppeler Schanzen bekannte und fast zerstörte Sonderburg, am
Eingang des Kieler Hafens die kleine, aber wichtige Festung
Friedrichsort. An der Westseite liegt die alte Stadt Husum, höher
hinauf Tondcrn.
15. Die Hohcnzollern'schen Lande
(21 Q.-M. und 65,000 Einw.)
sind seit 1850 mit Preußen vereinigt, und liegen zu beiden Seiten der
Donau am westlichen Abhange der rauhen Alp, von Württemberg und Baden
umgrenzt. Die Hauptorte sind Hechingeu und Sigmaringen. Die alte
Stammburg der Hohenzollern auf dem 2666' hohen Kegelberg ist neu her-
gestellt und befestigt.
16. Bon Baiern sind 1866 an Preußen abgetreten
10 Q.-M. mit 33,000 E., nämlich die Enklave Gaulsdorf im Königreich
Sachsen, das Bezirksamt Gersfeld, östlich von Fulda, und das Landgericht
Orb (ohne Aura) an der obern Kinzig.
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
155
in 8 Gemeinden noch 7 — 8000 Deutsche, und in 4 Thälern am Fuße des
Monte Viso 25,000 Waldenser, welche vor Jahrhunderten aus Frankreich
hierher flüchteten. Hauptstadt ist Turin am Po, 182,000 E. Universität.
Asti am Tanaro, 25,000 E., bekannt durch seinen Wein. Alessandria am
Tanaro, 28,000 E., bedeutende Festung. Marengo, Sieg Napoleons I.
1800. Casale am Po, 20,000 E., mit bedeutenden Seidespinnereien. In
der Nähe auf dem Schlosse Cucaro wurde 1442 Christoph Columbus ge-
boren. Vercelli an der Sesia, 20,000 E. (Reisbau). Novara, Sieg der
Schweizer über die Franzosen 1513 und der Oesterreicher 1849. Arona
am Lago maggiore, in welchem die borromäischen Inseln Isola bella und
Isola madre liegen. In Arona beginnt die Eisenbahn, welche die wichtigsten
Städte Piemonts und Oberitaliens mit Genua (128,000 E.) verbindet.
Genua, Tu Superba, ist herrlich am Meere gelegen, und eine Handelsstadt
ersten Ranges. Universität und Citadelle.
Iii. Die Insel Sardinien (440 Q.-M., 600,000 E.)
liegt südlich von Piemont und Genua und ist durch ihre gebirgige Natur
auf Viehzucht angewiesen; sie liefert alle Früchte Italiens. Die Bewohner
befinden sich noch in mancher Beziehung in einer Art von Naturzustand.
Die einfache Hütte nimmt die ganze Familie sammt den Hausthieren auf;
ihre Kleidung ist aus Schaffellen gefertigt, und ihre Nahrung besteht aus
Eichelbrot, Reis, Obst und Milch. Die Sarden sind zwar sehr genügsam,
aber sehr aufbrausend, rachsüchtig und abergläubisch; gegen Fremde üben sie
Gastfreundschaft. Cagliari, 28,500 E., ist Residenz des Vicekönigs, hat
eine Universität und einen guten Hafen. Die zweite bedeutende Stadt der
Insel ist Sassari, 25,000 E., Universität.
Iv. Die Staaten der Emilia (400 Q.-M., 2,250,000 E.)
umfassen die ehemaligen Herzogthümer Parma und Modena nebst der Ro-
magna, dem nördlichen Theile des Kirchenstaats, a. Parma's Hauptnahrungs-
quelle ist die Landwirthschaft und Viehzucht; sein Käse ist gesucht, die In-
dustrie unbedeutend. Hauptort ist Parma, 48,000 E.; es besitzt das größte
Opernhaus und berühmte Kunstsammlungen. Piacenza am Po, 40,000 E.;
in dessen Nähe an der Trebia Hannibal die Römer (218 v. Chr.) und
Suwarow die Franzosen schlug, b. Modena liefert mehr Getreide, Reis und
Seide, als Parma. Von großer Ergiebigkeit sind die carrarischen Marmor-
brüche, in welchen fortwährend 1200 Arbeiter thätig sind. Man schlägt den
Werth der ausgeführten Marmorarbeiten und rohen Blöcke auf 600,000 Fr.
an. Hauptort ist Modena 33,000 E. Universität Reggio, 21,500 E., ist
der Geburtsort des Ariost (1474 — 1533). Südwestlich davon liegt Canossa
mit den Ruinen jenes Schlosses, wo Gregor Vii. den deutschen Kaiser Hein-
rich Iv. demüthigte, und nordöstlich davon Correggio, wo der Maler Allegri
genannt Correggio 1494 geboren wurde. Carrara liefert den besten weißen
Marmor und besitzt eine Bildhauerakademie, e. die Romagna, am adria-
tischen Meere gelegen, hat sich 1859 dem Königreich Sardinien angeschlossen.
Wichtige Städte darin sind: Ferrara an einem Arme des Po, 30,000 E.
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
344
Allgemeine Erdkunde.
c. Regierungsbezirk Erfurt, 64 mm., 282,000 E. — Erfurt,
Festung an der Gera, mit 23,000 E.; Dom mit der 275 Centner schweren
Glocke; das Augustinerkloster, worin Luther Mönch war, wissenschaftliche An-
stalten; viele Fabriken, und bedeutender Handel mit Gemüsen und Sämereien.
Erfurt war früher kurmainzisch. — Kursächsisch waren: Langensalze, eine
sehr gewerbfleißige Stadt mit 0000 E., Weißensee, Sömmerda, Tref-
furt rc. — H eilig ensta dt, an der Leine, 3800 E. Auf dem Eichsselde
viel Garnspinnerei und Wollzeugweberei. — Nordhausen, am südlichen
Fuße des Harzes, am Anfange der goldenen Aue, 10,300 E., vormals freie
Reichsstadt; bedeutende Branntweinbrennereien, Viehmast, Gänsezucht. — Mühl-
hausen, auch ehemals freie Reichsstadt, an der Unstrut, 10,000 E.; viele
Fabriken, Farbekräuter und Anisbau. — S chleusingen und Suhla, beide
mit Metallfabriken, liegen im Hennebergischen, das ganz von den herzoglich
sächsischen Ländern enclavirt ist; im vormals kursächsischen Voigtlande eine En-
clave der reußischen, schwarzburgischen und herzoglich sächsischen Gebiete, liegen
Ziegenrück und Gefell. —
Ii. Provinzen der westlichen Gebietsmasse.
5. Provinz Westfalen, mit 367 Ihm. 1,260,000e., durch die Lippe
in zwei Theile getheilt; der nördliche ist meist flach, der südliche gebirgig;
Flachs, Hanf, Getreide; Rindvieh- und Schweinezucht; Eisenwaaren im süd-
lichen Theile; Leinwandmanufaktur im nördlichen; auch Baumwollen-, Tuch-,
Leder- und Bandfabriken. —
a. Regierungsbezirk Minden, 94 Hsm. mit beinahe 400,000 E.
— Minden, Festung am linken Weserufer, mit 7600 E. — Die westfä-
lische Pforte. — Paderborn, an der Padcr, 6:500 E.; Dom. — Dri-
burg, Mineralbad. — Korvey, Schloß, alte Kirche, und Höxter, an
der Weser, 3100e. — In der Grafschaft Ravensberg: Bielefeld, 6600e.,
Hauptsitz der westfälischen Leinwandfabrikation. — Herford, 6700 E., an
der Aa und westfälischen Werra; große Garnspinnerei. —
b. Regierungsbezirk Münster, 132 Ihm., 400,000 E. — Mün-
ster, an der Aa, Hauptstadt Westfalens, mit 23,000 E.; Dom, Lambertus-
kirche mit den Käsigen der Wiedertäufer; Friede 1648; katholische Universität
und andere wissenschaftliche Anstalten. — Waren dorf, bedeutende Leinwand-
fabriken, 4200 E. — Die Grafschaften Tecklenburg und Lin gen; mehre
Standesherrschaften.
e. Regierungsbezirk Arnsberg. In der Grafschaft Mark, deren
nördlicher Theil, Hettweg genannt, sehr fruchtbar ist: Hamm, ander
Lippe, 5300 E. Unna, 4400 E. — Soest, 7600 E.; die soester Börde.
— Lippstadt, 3600 E.; Branntweinbrennerei, Korn- und Viehhandel. —
Der südliche Theil der Grafschaft Mark ist das Sauerland, das wenig
fruchtbar ist, aber viele Metalls, hat: Iserlohn, 6200 E.; Altena, 3500
E.; Hagen, 3400 E.; die Emperstraße, zwei Meilen lang ununterbro-
chen mit Eisen- und Stahlhämmern, Fabrikgebäuden und Mühlen besetzt.
Schwelm, 3300 E. — Im Herzogthume Westfalen: Arnsberg, 4000e.;
Sitz der Regierung. —..Stadtberg, an der Diemel, 2600 E.; aus dem
Berge stand die alte Eresburg. — Dortmund, in der gleichnamigen
Grafschaft, auf der rothen Erde, 5100e.; vormals Femgerichte. — Siegen,
an der Sieg, 4000 E., im gleichnamigen Fürstenthume, viel Blei-, Kupser-
und Eisenwerke.
6. Provinz Jülich-Kleve-Berg, 175 mm., 1,100,000 E.; im Nor-
den flach, im Süden gebirgig; die Neers fließt zur Maas, die übrigen Flüsse
zum Rhein; Ackerbau, Viehzucht, Metall-, Wollen-, Seide-, Leder-, Tabakss.;
sie ist nebst Schlesien die gewerbthätigste Provinz der Monarchie.
a. Regierungsbezirk Düsseldorf, 100 □ M., 707,000e. — Im
Herzogthume Berg: Düsseldorf, am rechten Rhcinuser, 28,Oooe.; Schloß,
wissenschaftliche und Kunstanstalten; sehr gewerbthätig, Sensfabriken; Rhein-
handel. Projektirte Eisenbahn nach Elberfeld, 31,000 E., im Wupper-
thale, Mittelpunkt für die Fabrikation von Seiden-, Baumwollen-, Spitzen-,
Eisen- und andern Waaren; Gewerb- und Handelsschule (Bergwerksgesellschaft,
deutsch-mexikanische, rheinisch-westindische). Das Wupperthal und Bar-
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
350 Allgemeine Erdkunde.
Silberdraht, und Brauereien. — Nymphen bürg und Schleiß heim. —
Das Dachauer und Erdinger Moos. — Hohenlinden, Dorf, Schlacht
1800.— Zwischen Landsb erg, 2000 E«, und Augsburg das Lech selb.
Kaiser Otto's Sieg über die Ungern 955. — Lands Hut, an der Isar,
7800 E., vormals Universität; Martinükirche mit einem hohen Thurme; Ap-
pellationsgericht.— Mühldorf, am Inn; Schlacht 1259. — Ampfing,
Schlacht 1332.— Reichenhall, 2600 E., großes Salzwerk. — Tegern-
see, in einer romantischen Gegend am gleichnamigen See, vormalige Benedikti-
nerabtci. Die Orte liegen sämmtlich im vormaligen Herzogthume Baiern. —
Berchtesgaden, früher gefürstete Propstei, Flecken mit 1400 E., in herr-
licher Gegend; das größte Salzwerk in Baiern. — Freysing, an der Isar,
vormals unabhängiges Bisthum, 3200e., Dom; viele Schleif-, Oel-, Stampf-,
Gypsmühlen. —
2. Oberdonaukreis, 182 Hüm., 512,000 E.; im Süden tyroler,
allgauer und Vorarlberger Alpen; bedeutende Rindviehzucht; Oelpflanzen, Wein,
Hopfen, Holz; Baumwollen- und Leinwandweberei; Uhren, Instrumente; Ham-
merwerke und Glashütten; Bier. — Augsburg (Augustavindelicumm),
am Lech, mit 30,000 E., § Katholiken; vormals eine der blühendsten Reichs-
städte in Deutschland; das Schloß mit der Kapellstube, worin 1530 die Luthe-
rischen dem Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntniß übergaben; Rathhaus; die
Fuggerei; wissenschaftliche Anstalten; wichtiger Wechsel-, Spedicions- und Tran-
sitohandel; Fabriken von Baumwollenwaaren, Gold und Silber-, seidenen und
halbseidenen Zeugen, Tabak, Wollenweberei, Färbereien. — Dillin gen, am
linken Donauuser, 3200 E.; Donauschifffahrt. — Füßen (all Fauces julias),
wo der Lech aus dem Gebirge in die Ebene fällt, 1400e. — Sonthofen,
Flecken an der Iller, Eisenhämmer und lithographische Steine. — In Ober-
baiern liegt das Dorf Wittelsbach mit den Ruinen der gleichnamigen Burg.
— 91 eu bürg, an der Donau, mit 5000 E.; Hauptort des vormaligen Für-
stenthums ; Appellationsgericht. In der Nähe das D o n a u m o o s. — H o ch-
städt, an der Donau, an der Straße von Ulm nach Donauworth; Schlach-
ten 1703, 1704, 1800. Hopsenbau. — Lauin gen, an der Donau, 3300 E.;
Handel; Albertus Magnus, geb. 1200. — Kempten, im Allgau, vormals
gefürstete Abtei, an der Iller, 6t00 E.; Wasserleitung; Handel mit italienischen
Waaren, mir Holz und Lederfabrikaren. — Donauwdrth, am linken Do-
nauufer, 2100 E. (vormals, gleich Lindau und Kaufbeuern, Reichsstadt); in
der Nähe der S ch e l l e n b e r g, Schlacht 1704. — Lindau, aus einer Insel
im Bodcnsee, 3800 E.; Schifffahrt und Weinbau; Handel mit Obst, Getreide,
Kirschcngeist rc.; der Maximilianshafen. — Memmingen, unsern der Iller,
an der Straße von Kempten nach Ulm, 7300 E.; Getreide- und Hopfenbau;
Barchent-, Kattun-, Leinwand-, Strumpfs.; vormals freie Reichsstadt.
3. Unterdonaukreis, 182 liüm., 430,000e. — Verzweigungen des
Böhmerwaldes; Rindviehzucht; Flachs, Obst, Weberkarden; Eisen, Blei, Thon,
Steinkohlen; viel Leinwand, Glashütten, Holzwaaren. — Passau (Ostia
Batara), am Einflüsse des Inn in die Donau, mit 11,000 E.; Dom, wissen-
schaftliche Anstalten; Bierbrauereien, Tabaksf., Eisen- und Kupferwaaren; Do-
nauhandel. — Straubing, am rechten Donauuser, 6700 E.; Appella-
tionsgcricht; Handel mit Pferden, Vieh, Holz, Obst, Leinwand. In der Pe-
terskirchc Grabmal der Agnes Bcrnauer. — Alt-Oetting, 1500 E.; in
der Peterskapelle liegt Lilly begraben. —
4. Regen kreis, 171 lum., 426,000 E. — Böhmcrwald und Fich-
telgebirge, sonst ebener Boden; im Süden sehr fruchtbar; Schweine- und Vieh-
zucht, Seidenbau; Waldungen, Bergbau, Hüttenwesen; Glashütten, Töpferei.
— Regensburg, am rechten Donauufer, in einer herrlichen fruchtbaren Ge-
gend , mit 20,000 (26,000) E., worunter etwa 5000 Protestanten; mehre wis-
senschaftliche Anstalten, Dom, das St. Emmeranestist, das Rathhaus, worin
der deutsche Reichstag von 1663 bis 1806 gehalten ward; viele Fabriken und
Bierbrauereien; Schiffbau, Donauschifffahrt und Handel mit Landesproduktcn.
— Donar, stau f. — Zum Herzogthume Baiern gehörten : Stadt am Hof,
Regensburg gegenüber an der Mündung des Regen in die Donau, 1800 E. —
Unsern Abensberg das Dorf Eckmühl, Schlachten 1809. — Ingol-
stadt, Festung am linken Donauufer, mit 5000 E., ehemals Universität. —
Kelheim, an der Mündung der Altmühl in die Donau; hier wird der Kanal
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
308
Allgemeine Erdkunde.
Königreich der Niederlande.
Es liegt zwischen 50° 44' bis 53° 34' nördlicher Breite und 21°
bis 24° 54' östlicher Lange. — Gränzen. — Fläch eni nhalt
mit dem Antheile an Luxemburg 581 Ihm.— Das Land liegt tief,
theilweise niedriger als das Meer; Deiche, Dünen, Polder; die
einzigen Bodenerhebungen sind die Amersfoorter Hügel in
Utrecht und die veluvischen Berge an der Assel in Geldern.
Meereseinbuchtungen sind die Zuyder-See, die einen Flä-
cheninhalt von 54, und der Dollart, der .einen solchen von 2^
Ihm. hat, sodann zwischen Friesland und Groningen die Lauwer-
See.— Binnenseen sind: das Haarlem er Meer, das Byl-
mer-, Naarder-, Tjeuker-Meer und einige andere. Ströme:
Rhein, Schelde, Vechte. — Viele Kanäle.— Produkte, be-
sonders Gartenfrüchte, Gemüse, Farbekräuter, Tabak, Blumen;
starke Rindviehzucht. Gewerbthätigkeit: Leinwand, Papier,
Schiffsgerath, Tabak, Branntwein, chemische Waaren. — Bedeu-
tender Handel. — Die Bewohner, etwa 2,700,000, sind meist
reformirt, Nord-Brabant ist katholisch; hier wohnen auch Flamän-
der; sonst überall Holländer und Friesen, in Limburg auch Wallo-
nen, in Luxemburg Deutsche. Sta atsverfassung konstitutio-
nell-monarchisch ; das Volk ist in den G en era lsta aten vertreten,
die in zwei Kammern zerfallen. Die Provinzen haben jede ihre
Provinzialstaaten. — Orden zwei. — Die Landmacht ist jetzt
auf dem Kriegsfuße und besteht aus mehr als 100,000 Mann,
worunter mehr als 40,000 Mann Milizen (Kellutteis); die See-
macht aus etwa 90 Segeln. Einnahme 45^ Mill. Gulden, doch
beträgt die Ausgabe noch einmal so viel; Staatsschuld, wovon
Belgien 300 Mill. Gulden übernehmen soll, beträgt 1990,500,000
Gulden! Nordniederland zerfällt in folgende Provinzen:
1. Nord-Holland mit etwa 420,600 E. — Amsterdam, Haupt-
stadt des Reichs, von der Amstel durchflossen, am P, welches durch den Pam-
pus mit der Zuydersee in Verbindung steht, wird von zahlreichen Kanälen
durchschnitten, mit 200,000 E.; Hasen, Seearsenal, viele wissenschaftliche An-
stalten, bedeutender Handel und Fabriken aller Art. — Haarlem, Hauptstadt
von Nordholland, mit etwa 22,000 E. am Haarlemer Meer; Rathhaus, Haupt-
kirche mit einer Orgel von 8000 Pfeifen, starke Seidenfabrikation, Leinwandweberei,
Bleichen, Blumen.— Zaandam oder Zanred am, Dorf mit 11,000 E., un-
fern vom V, Schiffswerfte. — Alkmaar, 0500 E.; Segeltuchs., Handel
mit Käse und Getreide. — Hoorn, 10,000 E., an der Zuydersee, Hafen,
Handel mit Butter und Käse. — Medemblyk an der Zuydersee; Marine-
schule. — Enkhuyzen, 6000 E., befestigt, Hafen an der Zuydersee; He-
ringshandel. — Die Inseln Texel, Vlieland und mehre andere trennen
die Zuydersee von der Nordsee. —
2. Süd-Holland mit 486,000 E. — Haag oder S'gravenhaag
mit 56,000 E. Gewöhnliche Residenz des Königs, durch Dünen vom Meere
getrennt, wird von Kanälen durchschnitten, ist eine schöne Stadt; hübsche Ge-
bäude und Kunstsammlungen. — Scheveningen, 3000 E., Fischerdorf an
der Nordsee mit Seebädern. — Leyden arn Uhein mit 26,000 E., von
Kanälen durchschnitten, berühmte Universität und andere wissenschaftliche An-
stalten; Tuchfabriken, Leinwandbleichen. — Rotterdam an der Merwe, mit
76,000 E., von Kanälen durchzogen, Börse und andere prächtige Gebäude,
wissenschaftliche Anstalten, Werste, Fabriken und ausgedehnter Handel. —
Schied am, 18,000 E., mit mehr als 200 Branntweinbrennereien. — Delft
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Regel, Fritz, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Schieferbruch Lehesten. — Sonneberg. 45
bei Lehesten.
42 000 1 im Werte von 2 Mill. Mark. Dieser Bruch ist seit dem 13. Jahrhundert in Betrieb, die nordöstlich
mit großen maschinellen Anlagen ausgestattet. (S. S. 33.)
12. Spielwarenherstellung in Sonneberg. Schon im vierzehnten Jahrhundert fertigten in
der Gegend von Sonneberg Holzhauer und Köhler rohe Holzwaren an. Daraus entwickelte sich all-
mählich die Herstellung von Kinderspielwaren ans Holz, Leder, Fellen, Porzellan, Papiermasse und
Glas und gedieh zu einer weltbekannten Industrie, die ihre namentlich als Weihnachtsgaben viel-
begehrten Erzeugnisse nach allen Ländern Europas und über alle Meere versendet. (S. S. 33.)
1912 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gruber, Christian, Reinlein, Hans
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
42 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
einer weichen Erde, die die Felsen verhüllt und den Bergen sanft gerundete
Formen gibt. Wie Mäntelchen schmiegen sie sich an die stolzen, blanken
Gipfelgestalten aus sprödem Dolomit (Mädelegabel und Hochvogel recken
sich bis an 2700 m hoch empor), die schroffen Wände und steilen Grate
(„Ecken") des Unterjuras. Überall, wo sie sich finden, grünen die herrlichsten
Matten, blühen die köstlichsten Alpenkräuter. Sie sind mit die Ursache,
daß fast die Hälfte der Algäuer Alpen Wies- und Weideland ist. Und
weil die Bodenausnutzung in Südbayern nirgends eindringlicher betrieben
wird als durch den erwerbs- und handelsfrohen, zugleich aber auch äußerst
reinlichen Algäuer, so herrscht hier die Milchproduktion weit über die
Forst- und Feldwirtschaft vor. Man zählt im Algäu fast 1500 teilweise
mit Dampf betriebene Molkereien. An keinem anderen Orte in den
südbayerischen Landen erfolgt ein so stattlicher Umsatz von Alpenpro-
dukten (Holz, Butter und Käse) wie in Kempten, dem Hauptorte der
Landschaft. Das gesamte gebirgige und flachländische Algäu erzeugt trotz
seiner geringen Ausdehnung im Jahre etwa 3 Millionen Hektoliter Milch
und gewinnt daraus über 160 000 Zentner Schweizer und Emmentaler
Käse, 280 000 Zentner Limburger und Romandurkäse, sowie 10 500
Zentner Butter im Totalwerte von 30 Millionen Mark. Wie der Rhein-
länder auf seine Wein-, kann der Algäuer auf seine Käsekeller stolz sein.
Im Herbste, wenn die Herden von den Almen wieder ins Tal zurück-
gekehrt sind, finden die großen Viehmärkte statt. In Sonthofen
stehen dann oft an einem Tage bis zu 4000 Stück Rinder zum Verkaufe. —
Der Gewerbefleiß des Schwaben betätigt sich auch innerhalb des
Algäuer Berglandes, und zwar vornehmlich auf dem Felde der Spinnerei
und Weberei. Man findet dort eine großartige Bindfaden- und eine
Seilerwarenfabrik (jene in Immen st adt, diese mit etwa 1000 Ar-
beitern in F ü s s e n), 8 mechanische Baumwollspinnereien und 4 mecha-
nische Webereien (besonders auch in Kempten). Dazu kommen Holzwoll-
spinnereien, Holzstoff-, Möbel- und Düngemittelfabriken sowie die Her-
stellung von Strohhüten in Lindenberg und Umgebung (30 Fabriken
mit 800 Hutmaschinen). — Neben Kempten kommt als Hauptverkehrsplatz
in diesem Gebiete noch Lindau in Betracht, welches regen Handel
zwischen dem Reich, der Schweiz, Vorarlberg und Tirol vor allem in
Getreide, Obst und Wein, Käse, Schmalz und Bauholz vermittelt.
Die Mitte des deutschen Anteils an den Alpen bezeichnet man von
jeher und mit Recht als Bayerische Alpen. Diese sind durch das Lechtal
im Westen vom Hochland des Algäus geschieden, zu dem von ihnen aus
die waldreichen und seengeschmückten Schwangauer Berge
hinüberführen. Die Ostgrenze bilden die jenseits des Inn gelegenen
Chiemgauer Höhen. — Die tiefeingerissene Talung der Isar, des
Hauptflusses Altbayerns sowohl in geschichtlichem wie in geographischem